Das Alles-oder-nichts-Prinzip beschreibt in der Naturwissenschaft das Phänomen eines Reizes, der entweder die gewünschte Reaktion vollständig oder überhaupt nicht auslöst. Halbe Sachen gibt es nicht. Auf dieses Prinzip baute auch Olaf Hajek, als er zu Beginn seiner Karriere seine Zeichnungen einfach an das SZ-Magazin schickte. Die Reaktion? Absolut positiv.
Inzwischen ist Olaf Hajek einer der international bekanntesten und gefragtesten deutschen Illustratoren und arbeitet für renommierte Titel wie Architectural Digest, Financial Times, Forbes, Fortune sowie die Los Angeles Times, The New Yorker oder Rolling Stone und Stern. Seine Karriere verdankt Hajek neben seiner Arbeitsdisziplin, seinem handwerklichen Können und Talent vor allem seinem Glauben an das eigene Schaffen, an seine Zeichnungen und Ideen. Keine Selbst-verständlichkeit in einer Zeit, in der Illustrationen vor allem auch in Deutschland nur ein kleines Publikum ansprachen und gerade auch in den Printmedien ein schwieriges Standing hatten.
Nach seinem Studium der visuellen Kommunikation in Düsseldorf zog Olaf Hajek nach einem mehrmonatigen Aufenthalt in Spanien nach Amsterdam, um dort zu arbeiten. “Sobald ich woanders bin, bin ich kreativ. Amsterdam war einfach frisch, neu und irgendwie unschuldig. Zu diesem Zeitpunkt habe ich auch wirklich viel produziert”. Hajek zeichnete, malte, probierte sich aus und schickte den Redaktionen seine aussergewöhnlichen Illustrationen. Aber nicht irgendwelchen Redaktionen: Er schickte seine selbstgebastelten Booklets gleich an die grossen Namen, unter anderem den holländischen Playboy, und - das SZ-Magazin.
Die Macher des SZ-Magazins waren sofort von seinen Zeichnungen begeistert und machten Olaf Hajek ein Angebot. Ein paar Wochen später meldete sich der Art Director persönlich und bat ihm die Illustration des Sommerrätsels an, das sich über drei Ausgaben hinziehen sollte, inklusive der Gestaltung des Covers. Ein grossartiger Einstieg. Bereits in Hajeks erstem Jahr als Illustrator gewann er den ADC-Preis, bis heute folgten weitere Auszeichnungen, wie der D&AD oder der Leadaward.
Neben seinen Auftragsarbeiten zeichnet Hajek, wann immer es ihm möglich ist, für eigene Ausstellungen. Im April 2011 eröffnete er die Werkschau “Dark clouds are gathering” in Kapstadt, Südafrika. Arbeiten aus dieser Serie, wie African Beauty und African Antoinette sind auch im LUMAS Portfolio vertreten und geben durch den feinen Pigment Print auf Hahnemühle Papier jeden Pinselstrich und jede feinste Struktur seiner Zeichnungen wieder. Olaf Hajeks Stil ist eine wunderbare Mischung aus Folk Art und primitiver Kunst, die er mit modernen, stilvollen und eleganten Elementen verbindet und so etwas völlig Neues erschafft.
Das Gute daran, wenn man an sich glaubt ist, dass man sein Können nicht versteckt und seine Leidenschaft und Ideen tatsächlich leben kann, letztendlich sogar seinen Lebensunterhalt davon bestreiten kann. Eine von Olaf Hajeks Inspirationsquellen war von Beginn an die Publikation American Illustration, ein Querschnitt durch die Crème de la Crème der Illustration, die er bereits während seines Studiums zu sammeln begann. “Das war für mich immer die Welt, zu der ich gehören wollte“, sagt Hajek. “Und das tue ich glücklicherweise heute auch. Seit zehn Jahren bin ich nun in jeder American Illustration. Kaum zu glauben, dass es vorher meine Bibel war“
Seit dem Sommer 2010 sind Sie mit Ihren Illustrationen im LUMAS Portfolio vertreten. Unter anderem sind ausgewählte Werke aus Ihrer ersten Monografie “Flowerhead” erhältlich. Wie schwierig war die Auswahl für Ihre Editionen bei LUMAS?
Die Auswahl ist ja im Zusammenhang mit LUMAS geschehen, daher würde ich sagen, dass auch eine kommerzielle Idee eine Rolle gespielt hat. Ich glaube dennoch, dass die Auswahl gerade den Übergang von der Illustration zur Kunst wunderbar zeigt.
Ihre Arbeiten haben alle eine sehr charakteristische Handschrift und sind gleichzeitig völlig individuell und einzigartig. Wie würden Sie selbst Ihren Stil beschreiben, was ist typisch “Olaf Hajek”?
In Englisch würde ich sagen ...“the imperfection of beauty”.
Sie arbeiten seit inzwischen rund zwei Jahrzehnten als Illustrator - wie hat sich Ihr Stil im Laufe der Zeit verändert?
Meine früheren Arbeiten waren dunkler und expressiver im Stil. Die Arbeiten sind farbiger, detailreicher und eleganter geworden.
War dies ein bewusster Prozess?
Es war ein Prozess, der sich entwickelt hat. Natürlich entwickelt man sich weiter und muss sich auch verändern.
Wenn wir über Illustration und Typografie sprechen: Was ist ausschlaggebender - Talent oder Technik?
Illustration und Typografie sind zwei sehr unterschiedliche Bereiche... In der Illustration ist ein Talent unbedingt wichtig, auch wenn die Technik heute ein nützliches Tool ist.. In der Illustration ist oft ja auch die Idee viel wichtiger als die Umsetzung.
Gibt es für Sie einen Unterschied zwischen Illustration und freiem Zeichnen?
Auf jeden Fall! Illustration ist in erster Linie ja Auftragsarbeit, Auftragskunst. Die Idee ist wichtig, die Kompromisse in der Gestaltung, die man in der Zusammenarbeit mit dem Auftraggeber eingehen muss, sind natürlich ein grosser Unterschied zur freien Arbeit. Aber hier liegt ja auch gerade der Reiz an der Illustration - die verschiedenen Mentalitäten und Freiräume so zu nutzen, dass sich auch eine für sich selbst bestehende Arbeit entwickeln kann.
Neben Ihren Auftragsarbeiten wirken Sie als freier Künstler - können Sie abwägen was Ihnen mehr liegt oder besser vielleicht, was Ihnen mehr gibt?
Ich habe die freien Werke aus meiner Arbeit als Illustrator entstehen lassen. Mein Illustrationsstil und meine freien Arbeiten sind nicht allzu weit voneinander entfernt. Und je mehr ich für Ausstellungen male, desto mehr werden wiederum auch meine Illustrationen davon beeinflusst. Die freien Arbeiten sind wichtig um zu experimentieren und in einer Serie arbeiten zu können. Ich liebe die Idee für eine Ausstellung zu malen, muss aber auch immer wieder die Zeit dafür finden. Es ist ein schwieriger Balanceakt, da ich dann auch Aufträge absagen muss. Beides gibt mir viel... eine Entscheidung für des Eine oder das Andere könnte ich nicht treffen.
Wie sieht ein typischer Arbeitstag in Ihrem Leben aus?
Ich bin ein Morgenmensch und schon gerne ab ca. 9 Uhr im Atelier. Dort fange ich an meine Mails zu checken und Kaffee zu trinken, ich arbeite für Kunden weltweit und fast alle Anfragen und Korrespondenzen gehen über Email. Erhalte ich einen Auftrag, mache ich Skizzen und spreche sie dann mit dem Kunden ab. Nach Freigabe fange ich dann mit der original Illustration an. Also Farbe auf Palette und grundieren und malen!
Mit welchen Materialien arbeiten Sie hauptsächlich?
Ich arbeite hauptsächlich mit Acrylfarben auf Holz, Papier oder Graupappe.
Für Ihre Editionen im LUMAS Portfolio wurden Ihre Werke eingescannt. Jede Ihrer Arbeiten ist in zwei Grössen erhältlich, die grosse Version gibt es als original fotografischen Abzug, die kleinere Variante als Pigment Print auf Hahnemühle Papier. Gibt es einen persönlichen Favoriten?
Ich mag die Drucke auf Hahnemühle Papier. Mit gefallen vor allem die neuen Arbeiten aus der Afrika Serie. Meine Favoriten sind "African Beauty" und "African Antoinette", die ich für eine Einzelausstellung in Südafrika gemalt habe. Die Arbeiten auf dem Papier haben eine Struktur, die den Originalen sehr nahe kommt. Die grossen Versionen als fotografischer Abzug haben natürlich eine unglaubliche Brillanz und den "Wow"-Effekt, aber die matte Version auf dem Struktur Papier kommt meinen Originalen etwas näher.
Ihre Arbeiten sind so detailliert und filigran, dass bei der Reproduktion darauf geachtet werden muss, nichts davon zu verlieren. Wo sehen Sie die Herausforderungen für das Labor?
Meine Arbeiten haben eine bestimmte Textur und Patina, die keinesfalls im Druck verloren gehen sollte. Gerade bei den Arbeiten auf hellem, fast weissem Hintergrund, ist das besonders schwierig. Ich finde dies aber bei den LUMAS Editionen meiner Arbeiten, die komplett von WhiteWall produziert wurden, sehr gut gelungen.
Was muss letztendlich ein professionelles Fotolabor leisten können, um Sie zu überzeugen?
Bei den Drucken auf Hahnemühle Papier ist die Textur der Farbe und der Pinselstrich wunderbar zu erkennen... man hat fast den Eindruck ein Original zu betrachten.
Erinnern Sie sich, wann Sie zum ersten Mal bewusst gezeichnet haben und was darauf zu sehen war? Gab es ein Schlüsselerlebnis?
Ich habe schon als Kind eigentlich nur gezeichnet? und mich schon früh für Kunst interessiert.
Welche Themengebiete, welche Motive reizen Sie am meisten?
Ich liebe florale Elemente, Menschen, Tiere und die Verbindung dieser Sujets. Ich liebe es auch, die Ästhetik verschiedener Kulturen miteinander zu verbinden. Ich sehe das fast als eine Art von Collage an.
Gibt es auch Sujets, die Sie gar nicht interessieren oder ist alles eine Frage der Darstellung?
Wenn es mich berührt, dann ist es eine Frage der Darstellung, aber die Inspiration ist wichtig.
Auf welche Arbeiten von Ihnen sind Sie besonders stolz?
Meine Ausstellung in Südafrika: ?Dark clouds are gathering? in der Whatiftheworld Gallery.
Sammeln Sie selbst Kunst? Welche Rolle spielen Zeichnungen, Grafiken, vielleicht sogar auch Fotografien in Ihrem Leben eine Rolle?
Ich sammle Kunst und gehe in Galerien und auf Messen. Ich sammle Zeichnungen und Malerei junger zeitgenössischer Künstler, Folk Art und afrikanische Kunst.
Wenn Sie sich aussuchen könnten, was Sie wollten: Welches Kunstwerk würde an Ihrer Wand hängen?
Ich glaube es gäbe eine ganze Liste von wunderbaren Kunstwerken, die ich haben möchte. Aber wenn ich mir tatsächlich etwas aussuchen dürfte, würde ich mich für eine der faszinierenden Zeichnungen von Henry Darger und eine Wandskulptur von Nathan Carter entscheiden.
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